Ashcandras Ruf

 

Nessaia ist 17 Jahre alt, bei ihren Freunden beliebt, unabhängig, schön und ... verrückt. Zumindest glaubt sie das. Warum sonst quälen sie Nacht für Nacht dieselben schrecklichen Albträume? Als sie in Gedanken die Stimme eines fremden Jungen hört, glaubt sie endgültig, den Verstand verloren zu haben. Bald schon muss Nessaia sich fragen, ob Seth wirklich nur ihrer Einbildung entspringt. Was will er von ihr? Kann man sich in eine Stimme verlieben? Und dann gibt es da ja auch noch Nathanael, den neuen Mitschüler, der ihr Herz im Sturm erobert.

 

Können die beiden ihr helfen, das Geheimnis der mysteriösen Träume zu lüften? Als sie von ihrer Vergangenheit eingeholt wird, beginnt eine magische Reise auf der Suche nach ihrer wahren Bestimmung.


Eine rasante Mischung aus

High School-Liebesdreieck und Urban Fantasy voller überraschender Wendepunkte:

The Vampire Diaries meets The Magicians meets Die Chroniken von Narnia

Leseprobe

„Wir sind da. Den Rest gehen wir zu Fuß.“ Nat parkte am Ende eines Feldwegs und stieg aus. Wandern! Meine Begeisterung sank, obwohl ich mich eigentlich freute, dass er mir eine Überraschung machen wollte. Ich folgte ihm und schaute mich orientierungslos um. Hier war ich noch nie gewesen. Mehr als Bäume, Büsche und Felsen konnte ich nicht sehen.

„Wo sind wir?“

„Etwas östlich von Milton. Ich möchte dir gern was zeigen.“ Nat reichte mir die Hand, als wir einen schmalen unbefestigten Pfad hinaufstiegen.

„Ist es noch weit?“, fragte ich nach einigen hundert Metern und ließ mich wie ein nasser Sack hängen. Nat gab sich sichtlich Mühe, mich hinter sich herzuziehen. „Sei nicht immer so ungeduldig.“

Der Pfad wurde steiler. Schließlich mussten wir eine kleine Felswand hinaufklettern. Das fehlte mir auch noch! Nach einer Weile begann es aber, tatsächlich Spaß zu machen. Als wir oben angekommen waren, atmete ich tief durch. Die Luft roch nach Tannengrün und Erde. Sie war klar und rein.

„Schließ deine Augen!“ Nat hielt meine Hand, und ich folgte seiner Anweisung. Ohne etwas zu sehen, führte er mich noch ein Stück weiter. Plötzlich hielt er inne und stellte sich hinter mich. Er spreizte meine Arme, so, als wären mir Flügel gewachsen. Ich spürte seine Wärme am Rücken und seinen Atem im Nacken, als er sich an mich schmiegte und mir ins Ohr flüsterte: „Vertraust du mir?“

„Ich würde dir mein Leben anvertrauen“, antwortete ich ohne zu zögern.

„Dann öffne jetzt deine Augen. Schau nicht nach unten, nur nach vorn. Beweg dich nicht, bleib einfach still stehen.“

„Oh mein Gott, Nat!“ Erschrocken umklammerte ich seine Hände. Mir stockte der Atem. Ich hatte das Gefühl, zu fliegen. Vor mir lag nichts als die unendliche Weite von Wäldern und Himmel. Die Vögel, die unter uns ihre Kreise zogen, waren so fern. Ich überragte all die Natur, die winzig klein zu meinen Füßen lag. In diesem Moment war ich überwältigt von der unglaublichen Schönheit, die sich vor mir auftat. Wenn ich es nur wollte, könnte ich in die Wolken eintauchen. Ich fühlte mich frei – so frei, wie ich es mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorzustellen gewagt hatte. Nichts schien unendlicher als die Ferne, und nur der Himmel war die Grenze. Nie wieder wollte ich umkehren, nie wieder woanders sein – für immer an diesem magischen Ort bleiben. Mit ihm verwurzelt sein, bis zum Ende aller Zeit.